LIVE ART FÜR KINDER 2019 Nordkraft
Unser sechstes Festival mit Live Art für Kinder ist der Gleichberechtigung der Altersgruppen gewidmet. Kinder sind die letzte Minderheit, die legal diskriminiert werden darf. Ihnen begegnen viele Vorurteile. Doch was unterscheidet Kinder wirklich von Erwachsenen? Weder Intelligenz noch Fähigkeiten, denn Kinder können besser Klavier spielen, Tennis, Sprachen oder Mathematik als Erwachsene…
Wir glauben, der Unterschied liegt in der Kenntnis der Regeln. Die Realität ist von geschriebenen und ungeschriebenen Regeln geprägt, aber Kinder schließen nicht automatisch aus, dass sie vielleicht fliegen lernen oder dass Monster tatsächlich unter dem Bett lauern könnten. Während des Heranwachsens lernen sie, die Regeln zu beherrschen – und verfallen vielleicht wie so viele Erwachsene dem blinden Glauben daran.
Doch viele gesellschaftliche Regeln und Strukturen können immer noch hinterfragt und neu verhandelt werden. Man kann sein Geschlecht ändern, eine eigene Bank gründen, Vogelhäuser in der Großstadt aufhängen, um Tiere anzulocken, oder private Spielplätze ausleihen – um nur einige der unzähligen Projekte zu nennen, die wir mit Kindern und Jugendlichen umgesetzt haben.
Kinder und Jugendliche sind oft offener für Performancekunst und andere Spielarten der Realität als ihre Eltern und Großeltern. Deshalb sind Erwachsene ein wichtiges sekundäres Publikum. Wenn sogar Kinder eine funktionierende Bank gründen können, warum sollten Erwachsene sich dann mit den Tricksereien der Danske Bank abfinden?
Live Art für Kinder 2019 untersuchte „die Regeln“ in vielen Bereichen und fragte: Können sie anders aussehen? Kann die jüngste Generation dabei helfen, sie neu zu schreiben?
In Stine Marie Jacobsens „Law Shifters“ wurden drei ältere Grundschulklassen eingeladen, mit einem lokalen Juristen zusammenzuarbeiten, um als Geschworene einen Gerichtsfall nachzustellen – dessen echtes Ergebnis erst am Ende enthüllt wird. Auch als normaler Zuschauer ist man im „Gerichtssaal“ willkommen.

Oblivia hat gemeinsam mit Jugendlichen aus Helsinki das Stück „Children and Other Radicals“ geschaffen. Nonverbal beleuchtet es die Dynamik zwischen den Generationen, ihre Machtverhältnisse und die Rolle des Geldes – heute und in der Zukunft. Den Auftakt der Aufführung haben wir mit unserer 360°-Kamera festgehalten. hier anclicken. Cllick!
Inspiration aus LARP – Live-Action-Rollenspiel – hat in der Kunstwelt Dänemarks und international Fuß gefasst. Sowohl die Tate als auch die Serpentine Galleries in London haben Künstler:innen kuratiert, die Rollenspiele nutzen, „als Lösung für das langjährige Problem, wie ‚partizipative‘ Kunst tatsächlich partizipativ gestaltet werden kann“.
Auch der dänische Künstler Kristoffer Ørum setzt auf LARP-Strategien. Kristoffer Ørum / Nilas Dumstrei: Mundane Heroics („Alltägliche Heldentaten“) untersucht, wie scheinbar banale Handlungen durch die Perspektive des Rollenspiels zu heroischen Gesten werden können. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Spiel, Performance und sozialer Interaktion – und laden das Publikum ein, selbst Teil der künstlerischen Erzählung zu werden.

In „Beastie“ des britischen Künstlerduos „Lone Twin“ erhalten Kinder ein riesiges, fellbedecktes Monster – und die Aufgabe, ihm gemeinsam eine Geschichte zu geben. Jedes Tier schläft, frisst, jagt oder wird gejagt. Doch was Beastie ist? Das entscheidet die Gruppe. Zum Abschluss geht die ganze Runde mit dem Wesen auf Wanderschaft – und entdeckt, was dann geschieht.
Lone Twin: Beastie Jedes Spiel hat seine Regeln. Die Juristerei beschreibt die Gesetze, die für die Gesellschaft gelten. Die Zoologie umreißt die Rahmenbedingungen, die das Leben eines Tieres bestimmen. Doch könnte ein Gerichtsfall ganz anders ausgehen? Frisst Beastie Kinder – oder Blumen? Publikum jeden Alters ist eingeladen, bei diesen – und vielen anderen Werken – mitzuspielen und die Regeln, Grenzen und Möglichkeiten des Spiels zu erkunden. Begleitend zum Festival kann man auch ein Online-Seminar mit fünf internationalen Künstler:innen und den Kindern, mit denen sie zusammengearbeitet haben, verfolgen. Sowohl die Künstler:innen als auch die Kinder sprechen darüber, was sie voneinander lernen können – über Altersgrenzen und andere Barrieren hinweg. Außerdem zeigten wir das Werk DIALOG MIT BÄUMEN (DIALOGUE WITH TREES) des kanadischen Künstlers Johannes Zits – eine poetische Erkundung von Natur, Wahrnehmung und Verbundenheit.